Beitrag zum Thema Corona der Erlanger Nachrichten.

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Und mit OCR umgesetzt:

Ein Sieg über das Virus
Ein 69-jähriger Erlanger litt an COVID-19.
Nie zuvor, sagt er, ging es ihm so schlecht.
Heute ist er wieder kerngesund.
Von Christian Benesch

Beim Blumenschneiden im Garten, da ist es Gerd Hager aufgefallen. Ein Freund kam mit dem Rennrad vorbeigefahren, hielt am Gartenzaun und man plauderte, so wie man das eben macht unter Freunden. Eine komische Zeit sei das ja gerade, meinten beide, diese Quarantäne, diese Stille:
--- Ostern ohne die Enkel,
--- Geburtstage ohne die erwachsenen Kinder.
Auch, dass der Freund zwei Meter Abstand hielt zum Zaun — eine komische Zeit eben. Na ja, meinte der Freund. schön, dass wir gesund sind. Na ja, meinte Hager, zum Glück wieder gesund sind, ja. Wie meinst du das, fragte der Freund. “Und dann“, sagt der 69-jihrige, „musste ich sie wieder erzählen, die Geschichte, wie ich mich infizierte. Wie meine Frau ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlor. Wie wir das Virus besiegten.“
Gerd Hager, der eigentlich ganz anders heißt, litt Ende Mai an Covid-19. der Lungenkrankheit, die über das Coronavirus übertragen wird. Das Virus streckte ihn nieder, wie das eine schwere Grippe tut. Es verursachte dröhnende Kopfschmerzen. die gefühlt von innen wie wild gegen die Augäpfel drückten. Es schlich tief in die Gelenke hinein und legte sich darin quer. So sehr, dass Hager nicht mehr wusste, wie er liegen sollte vor Schmerz. Aber, ihm ist sehr wichtig. das immer wieder zu erwähnen: Seinem Körper gelang es, das Virus wieder rauszuwerfen. So das Gerd Hager sich heute wieder kerngesund fühlt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters, trotz seiner leichten Herzschwäche, deretwegen er beim Kardiologen unter Beobachtung steht, und trotz seiner Bronchitis. die er sich fast regelmäßig einfängt, immer, wenn er den Skihelm
an Hütte abnimmt und ihm der Bergwind um die Ohren weht.
Erschrocken sei der Freund am Gartenzaun trotzdem, als er ,.Coronavirus“ hörte. Er sei überrascht und alarmiert gewesen, berichtet Hager. ..Und ich merkte, wie er eher unbewusst den Abstand zu meinem Zaun vergrößerte." Obwohl er doch seit Ostern keinerlei Symptome mehr spürt. Obwohl er längst wieder Rennrad fährt. 5000 Kilometer im Jahr, bis in den Aischgrund hinaus, genießt, wie der Rückenwind ihn vor sich her schiebt, und seine größte Sorge nur der kräftezehrende Gegenwind auf dem Rückweg ist.
..Die Menschen verbinden mit dem Virus größte Angst“, sagt Gerd Hager. Er selbst, versichert er, hatte diese nicht, als er mit Sohn und gutem Bekannten auf der Piste in St. Anton stand und die Lifte plötzlich nicht mehr fuhren.


Höllisches Kopfweh
sowie vollständiger
Geschmacks- und
Geruchsverlust


Nicht. als er im Skibus eng gedrückt an wildfremde Menschen zum Hotel fuhr und auch nicht, als er an Polizeisperren vorbei aus dem am selben Tag zum "Coronn- Hotspot’ erklärten Tal nach einem Skitag wieder nach Erlangen
fuhr. Natürlich habe ich mich informiert, habe viel über das Virus gelesen, sagt er. „Aber Sorgen habe ich mir keine gemacht.“ Auch nicht, als zwei Tage später der Husten kam, der so anders war als der, den er im Februar und im Januar schon mit nach Hause gebracht hatte. ,,Er war kehliger als sonst“, sagt Hager.
„Es ist ein Infekt. der wieder vorübergehen wird“: Ein Auto durchfährt die Corona-Teststrecke in Erlangen.
„Da dachte ich mir erstmals: Das konnte Corona sein."
Die Symptome nahmen zu. Er bekam Kopf- und Gliederschmerzen. Über die Telefon-Hotline 116 117 erhielt er eine Pin-Nummer aufs Handy und einen Termin in der Corona-Teststraße. ,,Ich musste meinen Ausweis an die geschlossene Autoscheibe halten, die Pin-Nummer dem vermummten Personal zurufen. Lch bekam durchs Fenster ein Stäbchen in den Mund und in die Nase geschoben.“ Doch die Angst kroch ihm auch da nicht unter die Haut.
Nach fünf Tagen Wartezeit — sogar strikt getrennt von seiner Ehefrau im
gemeinsamen Haus in Erlangen — kam die Gewissheit per Telefon: Das
Coronavinis hatte ihn befallen. Genau wie den Freund aus Würzburg, der mit beim Skifahren war. Nur sein Sohn, 36 Jahre jung, spürte keinerlei Symptome, erhielt deshalb keinen Testtermin — kapselte sich aber freiwillig von sozialen Kontakten ab.
Zeitgleich gjng es bei Gerd Hager gesundheitlich rapide bergab. An Beschäftigung war nicht mehr zu denken. Der Pensionär lag im Belt oder
auf dem Sofa, er schlief oder döste antriebslos vor sich hin, während sein Körper den unsichtbaren Eindringling nach Leibeskraften bekämpfte. ,,So schlecht wie in diesen zehn Tagen ist es mir noch nie gegangen", sagt Hager. ,,Ich sagte mir aber wahrend dieser Schmerzen immer wieder Es ist ein Infekt, der wieder
vorübergehen wird." So kam es auch.
Gerade, als er wieder vorsichtig aufstehen konnte. bekam seine Ehefrau leichtes Fieber. Einzig der schlagartige Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn verunsicherte beide: Bis zu drei Wochen, erzählte der befreundete Hausarzt, der sich täglich mit Anrufen über das Wohlergehen der Eheleute erkundigte, könne es dauern, bis die Sinne wieder funktionieren. Nach wenigen Tagen aber kehrten sie bereits zunück, auch Simone Hager erholte sich letztlich vollständig vom Virus, wie auch der Freund aus Würzburg und dessen Frau.
,.Es ist nicht so, dass wir nun an diesen Tagen einen zweiten Geburtstag feiern werden“, sagt Gerd Hager. ..Aber wir werden sicher nächstes Jahr beim Skifahren, sofern das wieder möglich ist, an diese Tage denken.“ Genau wie an das Osterfest ohne die fünf Enkelkinder, an die vielen Telefonate mit den besorgten Kindern. Erst, als seine Tochter sagte: „Papa, du gehörst jetzt zur Risikogruppe“, sei ihm das bewusst geworden: „Man fühlt sich subjektiv ja immer ein bisschen jünger und fitter als man das wahrscheinlich ist.“
Die viele Bewegung an der Luft, die Belastung beim Rennradfahren mit Freunden aus der Radsportgruppe , das Training für die Lunge duchs regelmäßige Nordic Walking seiner Frau, glaubt Gerd Hager, hat beide
vor einem schlimmeren Krankheitsverlauf bewahrt. Die Distanz zu anderen Menschen, die Kontaktverbote hält der gelernte Ingenieur für wichtig. Zum Einkaufen tragen beide Mundschutz.
Auch wenn Gerd Hager mittlerweile wieder Rennrad fährt, es allen wieder gut geht, fehlt ihm noch etwas, um mit dem Coronavirus abzuschließen: ..Wir hätten gern die Gewissheit, dass wit immun sind, wir Antkörper gebildet haben. Das würde uns ein wenig mehr Sicherheit in diesen Tagen geben." Denn, da hatte der Freund mit dem Rennrad am Gartenzaun schon Recht: Komisch bleibt
sie, diese Zeit.

 

 

Comments (1)

 
  • Hallo zusammen: kleine Ergänzung
    Ein Bluttest im Labor über den Hausarzt hat hohe Werte an Immunkörpern ergeben. Diese sind aber nach den aktuellen Erkenntnissen ja nun nicht mehr unbedingt ein Zeichen, dass man (für kurz oder auch lang) gegen dieses Virus immun ist! Schade!!! Hatte ich gehofft - war wohl vergeblich. Naja, hoffen wir das Beste.
    Seid gegrüßt
    Bernhard

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